Wie kommt die bestellte Private-Label-Ware zu uns nach Hause und wie anschließend ins Amazon-Lager? Nachdem wir uns im letzten Beitrag mit der Herstellersuche befasst haben, geht es heute hauptsächlich um den Bestell- und Importprozess. Wir schauen uns einige Voraussetzungen und Kosten an und klären, wie unsere Produkte anschließend zu Amazon ins Lager kommen, damit wir starten können.

Der Bestellprozess unserer Private-Label-Ware

Produkt und Händler haben wir mittlerweile gefunden, die Samples sind zu unserer Zufriedenheit und alle Einzelheiten wurden mit dem Supplier geklärt. Super! Nun können wir unsere Ware produzieren lassen und dafür sorgen, dass wir sie schnellstmöglich auch geliefert bekommen. Für diesen Prozess geht jetzt ein Großteil unserer Zeit und auch unseres Budgets drauf. Umso wichtiger also, dass du vorher für dich alle offenen Fragen klärst und dich in die Materie weiter einarbeitest. Einen Grundstein legen wir heute schonmal.

Die Kosten

Im Verlauf dieser Beitragsserie geht es um den Import aus China. Im grenzüberschreitenden Warenverkehr (mit Drittländern generell) fallen daher noch einige Kosten an, bevor wir unsere Ware endgültig in Empfang nehmen können. Dazu gehören neben den Versandkosten auch Einfuhrumsatzsteuer und Zollgebühren. Eine Zollbefreiung kommt für unsere Fälle eher selten in Betracht. Wenn du dennoch mal recherchieren willst, schau am besten direkt auf der Internetseite vom Zoll nach.

Die Ware selbst muss natürlich auch bezahlt werden. In den meisten Fällen wird 30/70 bezahlt. Das bedeutet, dass 30% des Preises in Vorkasse und der Rest dann bei Fertigstellung der Produktion gezahlt wird. Bei der Zahlungsmethode kommt es darauf an, was der Supplier akzeptiert.

Die gängigsten Zahlungsmethoden:

  • Paypal
  • Kreditkarte
  • T/T (Bank Transfer)
  • Western Union
  • Alibaba Secure Payment

Alle haben ihre Vor- und Nachteile. Bedenke für deine Entscheidung auch die unterschiedlichen Gebühren für Transaktion und Währungswechsel. PayPal wird beispielsweise in Deutschland gerne genutzt und als sicher eingestuft, bringt aber auch höhere Kosten mit sich.

Ist deine Ware verschickt und beim deutschen Zoll angekommen, fallen nochmal Kosten an. Jeweils 19% Einfuhrumsatzsteuer + Zollsatz. Dieser ist letztendlich abhängig von deiner Ware und kann über die Zolltarifnummer ermittelt werden. Wenn du vorher grob 30% des Einkaufspreises veranschlagst, bist du aber fast immer auf der sicheren Seite.

Bis deine Lieferung an der deutschen Grenze ankommt, können einige Wochen vergehen. Immerhin braucht die Produktion etwas Zeit und hat einige tausend Kilometer Weg vor sich. Trotzdem können wir nach wie vor einiges tun.

In der Zwischenzeit

Während du auf die Fertigstellung und Ankunft deiner Ware wartest, kannst du dich bereits mit einigen anderen Sachen befassen.

Falls du noch keine hast, kannst du dich jetzt um deine Gewerbeanmeldung kümmern und deine EORI-Nummer beantragen. Diese bekommst du kostenlos beim Zoll.

Darüber hinaus kannst du dich nun mit dem Amazon Seller Central vertraut machen (bzw. spätestens jetzt einen Account eröffnen) und dein Listing vorbereiten. Du legst also dein Produkt im Amazon-Warenkatalog an und erstellst eine Rohversion deiner Angebotsseite. Dies machst du vor allem, um schon mal die benötigten Codes für deine Etiketten zu bekommen und Zeit zu sparen. Dazu später noch mehr.

Du kannst dir nun auch schon erste Gedanken um die Keywords und deine Produktbeschreibung machen. Schau dafür auch bei der Konkurrenz vorbei, hole dir Anregungen und suche gezielt nach Verbesserungspotential in den Listings. Um Keywords zu recherchieren gibt es einige nützliche Tools – z.B. den Google Keyword Planer (dafür musst du ein Konto für Adwords erstellen) oder Keyword Tool Dominator.

Zurück zu unserer Lieferung…

Import & Zoll

Zum Importieren der Ware brauchst du für den Zoll nun die schon erwähnte EORI-Nummer und eine Zolltarifnummer. Hinter der EORI verbergen sich Daten zur Identifizierung deiner Person und deines Unternehmens. Damit soll die automatisierte Zollabfertigung erleichtert werden. Die Zolltarifnummer dient der Identifizierung des Produktes. Damit lässt sich u.a. auch der prozentuale Zollsatz, der beim Import anfällt, ermitteln. Wenn für ein Produkt mehrere Zolltarifnummern infrage kommen, macht es Sinn, die Zollsätze zu vergleichen um evtl. ein paar Euro zu sparen.

Private-Label-Ware importieren

Vorab musst du dir auch Gedanken um die gewünschte Versandmethode machen. Dafür hast du unterschiedliche Möglichkeiten:

Du kannst deine Ware per Flugzeug oder Schiff importieren. Ersteres geht deutlich schneller, ist aber wegen den Kosten eher für kleine und leichte Sendungen zu empfehlen. Letzteres ist günstiger, benötigt aber viel Zeit und ist eher für schwere Sendungen oder Nachbestellungen geeignet – sofern nicht dein Lagerbestand schon bei null ist, denn dann sollte es schneller gehen. Prinzipiell ist auch ein Versand per Railway möglich, wird aber eher selten genutzt. Wenn du bei deiner ersten Lieferung zeitnah deine Ware zugestellt und bis an die Wohnungstür geliefert bekommen möchtest, empfehle ich dir Fedex oder DHL Air Express. Ich habe mit beiden Logistikern gute Erfahrungen gemacht. Sowohl Fedex als auch DHL übernehmen für dich die Abwicklung beim Zoll und stellen dir die Leistung anschließend in Rechnung.

Meist bekommst du während des Vorgangs noch einen Anruf oder Post vom Zoll mit der Aufforderung, einen Wertnachweis für die Ware zu bringen und deine EORI-Nummer mitzuteilen. Das kannst du zwar schnell per Mail abwickeln, lässt sich aber auch durch etwas Vorbereitung umgehen. Kommuniziere dafür mit deinem Hersteller, dass er der Lieferung eine Rechnung beilegt. Diese sollte – neben der Produktbezeichnung und Menge – Folgendes enthalten:

  • den vollständigen Kaufpreis plus Versandkosten als separate Position
  • die Zolltarifnummer und
  • deine EORI-Nummer (falls schon vorhanden).

Damit klappt der Import in der Regel reibungslos und du sparst etwas Zeit.

Der ganze Prozess von der Bestellung zum Import kam mir anfangs vor wie eine neue Welt. Das Ganze hat mich lange Zeit abgeschreckt und meinen Start verzögert. Aber heute kann ich dir sagen:

Neue Wege sind fast immer unbequem, die Kunst liegt darin, irgendwann den ersten Schritt zu machen.

Letztendlich musst du dich schlichtweg mit dem Prozess befassen und dir alle Infos die du brauchst „unterwegs“ besorgen. Wenn man vorher versucht, bereits alles zu begreifen, wird man schlichtweg erschlagen. Der einzig hilfreiche Tipp ist daher: Beschäftige dich Woche für Woche mit der Materie, mache dir Notizen, speichere dir hilfreiche Internetseiten oder investiere ein paar Euro in Fachbücher zu FBA.

Warenkontrolle und Versand an Amazon

Sobald deine Bestellung eingetroffen ist, solltest du dich an die Kontrolle machen. Vor allem bei der ersten Bestellung eines neuen Herstellers würde ich dir empfehlen, dies sehr gründlich zu machen. Nimm jedes Produkt in die Hand, überprüfe die Qualität und vergewissere dich, dass alles so ist, wie vorab besprochen. Bei späteren Nachbestellungen vom gleichen Hersteller reicht vielleicht auch die Kontrolle jedes zweiten Produktes und später eine stichprobenartige Überprüfung. Das ist natürlich abhängig vom Eindruck und Vertrauen, das du gegenüber deinem Geschäftspartner hast. Insgesamt wollen wir unseren Kunden aber immer die beste Qualität bieten können – deshalb sollten wir hier immer kritisch und gründlich bleiben.

Je nach Produkt und Vorhaben folgen vor dem endgültigen Versand ins Amazon-Lager nun noch einige Schritte:

Jedes Produkt – das heißt jede Verkaufseinheit und Variante – muss mit einem Barcode und eventuellen zusätzlichen Informationen (z.B. Erstickungshinweis) versehen werden. Zum Erstellen der Barcodes benötigst du nun die EAN bzw. GTIN. Wenn du ein Produkt herstellen lässt bzw. ein neues Produkt auf Amazon anbietest, musst du dir diese selbst organisieren. Anhand dieser Nummern bekommst du später von Amazon beim Anlegen des Listings eine ASIN bzw. FNSKU zur Identifizierung deines Produktes. Später kannst du dir diesen Prozess durch eine Markenregistrierung auf Amazon auch noch vereinfachen.

Eine Übersicht zu den verschiedenen Codes und welche du wofür brauchst, findest du z.B. auch bei Amazon direkt.

Eine Vorlage zum Drucken der Barcodes und Versandetiketten bekommst du, wenn du dein Listing und über die Seller Central erstellst. Wenn du dir Arbeit sparen willst, kannst du gegen eine Gebühr auch den Etikettier-Service von Amazon nutzen oder deinen Hersteller bitten, die Codes direkt auf der Verpackung für dich anzubringen. Wenn du alles vorbereitet, umgepackt und etikettiert hast, kannst du deine Pakete nun weiterschicken ans Amazon-Lager. Sobald du einen Anlieferplan erstellt hast, kannst du auswählen, wie du deine Ware versenden möchtest und die Versandetiketten drucken. Zudem profitierst du von Amazons günstigen Konditionen für den Versand, z.B. bei DHL. Wenn du kein Auto hast oder die Ware nicht selbst zur Post bringen willst, kannst du sie auch für zusätzlich 3 bzw. 6 Euro von DHL bei dir zuhause abholen lassen. Das hat bei mir im ersten Versuch zwar nicht auf Anhieb funktioniert – mit der Post in Berlin ist es generell nicht immer einfach – dennoch habe ich über den Service von anderen schon viel Positives gehört.

Über die Seller Central bekommst du übrigens auch jede Menge hilfreiche Infos und Videos zum Versand, diversen Bedingungen und viel Infos rund um das FBA-Programm. Bei Fragen kannst du dich auch telefonisch oder über ein Kontaktformular mit den Mitarbeitern in Verbindung setzen.

Bis hierher hatten wir nun eine Menge Input. Zeit also, erstmal alles sacken zu lassen und durchzuatmen. Im nächsten Teil kümmern wir uns dann um dein Produktlisting und den Launch. Wir schauen uns an, wie du dein Produkt gut präsentierst, was ein gutes Listing ausmacht, was du besser machen kannst als die Konkurrenz und wie du erste Verkäufe generierst und Bewertungen bekommst.


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Alle Beiträge der FBA-Serie:

  1. Vor dem Start
  2. Vorbereitungen für FBA
  3. Produktrecherche und Kriterien
  4. Herstellersuche und Erstkontakt
  5. Ware bestellen und importieren
  6. Listing und Launch
  7. FBA Case Study